Gedanken aus der Besteckschublade – Der Beginn

Ich hätte es früher nicht für möglich gehalten, dass einmal eine Besteckschublade mein Leben ändern würde. Und wenn man es genau nimmt, ist es auch nicht so gewesen. Wahr ist jedoch, dass sich in den letzten Jahren mein Leben, mein Verhalten, meine Meinungen bedeutend gewandelt haben. Die Beiträge in dieser Kategorie sollen davon erzählen. Eine Besteckschublade hat dabei eine wichtige Rolle gespielt und ist mein Bild dafür geworden.

Was hat es nun mit dieser Schublade auf sich? So gut wie alle Leute haben in ihrer Küche eine Schublade für Besteck. In dieser Schublade findet sich üblicherweise ein eingebauter oder zugekaufter Kasten mit Fächern für die verschiedenen Besteckteile. Die Gabeln, Löffel, Messer, usw. werden dadurch kategorisiert und ordentlich getrennt aufbewahrt. Ich war früher eine große Anhängerin dieser Ordnung. Jedes Teil musste in das dafür vorgesehene Fach. Ich hatte mir sogar einige Sonderegeln (beispielsweise für langstielige Löffel) ausgedacht, die nur ich allein verstand.

Und dann begegnete ich dieser anderen Besteckschublade. Sie besaß keinen ordnungsgebenden Kasten, vielmehr konfrontierte sie den Betrachter mit einem großen  Durcheinander an unterschiedlichen Besteckteilen und anderen Küchengerätschaften. Beim ersten Anblick hielt ich einen Moment inne, um dieses Chaos ungläubig und leicht schockiert zu studieren. In den folgenden Wochen begegnete ich dieser Schublade häufiger. Bald hatte ich die Unordnung akzeptiert. Man findet auch in der fachlosen Schublade, was man braucht, es dauert vielleicht nur ein bisschen länger.

Und dann fing ich an, die Schublade richtig zu mögen. Mit freundlicher Gelassenheit schien sie mir zu sagen: Ja, ich bin unaufgeräumt, aber ich funktioniere trotzdem. Ich biete dir nicht die perfekte Organisation, dafür bin ich flexibel. Mach dir nicht immer so viele Gedanken, du darfst dein Besteck einfach so hineinlegen, wie es eben gerade kommt. Ich wette, der Rest deines Lebens ist so strukturiert und wohl sortiert, dass du sehr gut zumindest eine unaufgeräumte Ecke brauchen kannst. Hab ich nicht Recht?

Oh ja, sie hatte Recht. Ich hab’ auf sie gehört. Und ich finde, jeder sollte sich so eine Schublade leisten.

2 Antworten zu “Gedanken aus der Besteckschublade – Der Beginn

  1. Und nun die Frage an den Schubladendesigner:
    Wo sonst gibt es Schubladen, deren Ordnung eigentlich mehr Mühe stiftet, als sie bringt?
    Oder eben, wo ist keine Ordnung, obwohl es hilfreich wäre?

    Mein Auto werde ich zumindest auf Grund dieser Argumentation nicht aufräumen.

    Mein heutiger Tag hätte von etwas Strukturaufwand profitiert.

    g

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  2. … den Tag würde ich mir auch rot im Kalender anmarkern wenn du morgens reinkommst und verkünden würdest du habest dein Auto aufgrund einer Besteckschublade aufgeräumt…

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