Letzte Woche hat mich eine Erkältung erwischt. Mein Kopf war schwer von eklem Schleim, der sich ungefragt ausgebreitet hatte. Arbeiten ging gar nicht; also blieb ich krank gemeldet zu Hause. Ich hab sehr viel geschlafen, um mich zu erholen. Und wenn ich wach war, fühlte ich mich erschöpft und schlapp.
Und was tut man dann? Richtig, man schaltet den Fernseher ein. Und man schaltet ihn erst wieder aus, wenn man schlafen geht… Und nach dem Aufstehen am nächsten Tag schaltet man ihn wieder ein… Nach einigen Tagen haben diese Deutungen der Abkürzung TV einmal mehr ihren Wahrheitsgehalt bewiesen: Taten-Vampir und Tumbheits-Verstärker.
Der Taten-Vampir saugt die letzten Reste von Aktivität aus, jegliche Tätigkeit (außer Durchzappen aller Programme) erscheint enorm anstrengend und schlicht nicht durchführbar. Der Tumbheits-Verstärker potenziert das vernebelte Gefühl im Kopf; verlangsamt das Denken soweit, dass man sich selbst dabei beobachten kann.
Nun will ich beileibe nicht das Fernsehen an sich verteufeln. Es gibt tatsächlich gute informative und unterhaltsame Sendungen und schließlich bleibt es ja jedem selbst überlassen, was er sieht und was nicht.
Doch hat man den Punkt erreicht, an dem man nicht mehr genug Energie hat, um etwas Aktiveres zu tun als zu Fernsehen – egal was läuft – dann ist man in Gefahr, vom Sog des TV erfasst zu werden, der einen erbarmungslos in die Tiefe zieht, bis man erstickt. Ein paar Tage wie ich nun letzte Woche abzuhängen ist sicherlich nicht schlimm. Schlimm wird’s, wenn Menschen kaum etwas anderes tun.
Das Schreckliche ist, dass so ein wahlloser Fernsehtag ein schales Gefühl der Leere hinterlässt. Währenddessen hat man den Eindruck, etwas zu tun und zu erleben, aber hinterher muss man erkennen, dass man natürlich nichts getan und nicht wirklich etwas erlebt hat.
Man kann nichts mitnehmen, man kann sich nicht entwickeln. Und wer sich dauerhaft nicht entwickelt, der nutzt sein Leben nicht.
… Ganz im Gegensatz zum umtriebigen Milch-Karton im Video von Blur, das außer einer Wortüberschneidung im Titel nichts mit diesem Artikel zu tun hat. 🙂
Man könnte auch Unterschichtenfernsehen, Hartz 4 TV sagen. 😉
Frag mal den Wolfgang, der hat sich ne Zeit lang intensivst mit dem Thema beschäftigt. 😀
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