Für unseren zweiten Text sollten wir uns in der Schreibwerkstatt von einem von der Kursleiterin mitgebrachten Gegenstand inspirieren lassen.
Der Gegenstand war ein bunt lackierter Blechelefant; diesem hier ziemlich ähnlich:
Ich mag mein neues Spielzeug. Papa hat es mir zum Geburtstag geschenkt. Ein Elefant auf einem Motorrad. Ganz bunt angemalt ist der. Er fährt im Kreis, wenn man ihn aufzieht. Schnell wie der Wind, wegen der Propeller oben an seinem Rüssel. Und das Geräusch, das der Elefant beim Fahren macht – wie ein echtes Motorrad!
Dann ist es auch nicht mehr so laut, wenn Mama und Papa sich streiten. Sie streiten oft. Ganz schlimm ist es geworden, seit Tante Hilda den Hans geheiratet hat. Der Papa mag den Hans nicht.
Einmal habe ich gehört, wie der Papa zur Mama gesagt hat, dass es eine Schande sei, dass die Schwester seiner Frau einen Juden heiratet. Wo der Papa es doch weit bringe wolle in der Partei. Der Papa hat die Mama richtig angeschrien. Die Mama hat dann geweint. Die beiden haben nicht bemerkt, dass ich draußen im Flur war. Ich bin dann auch ganz schnell wieder ins Bett.
Ich verstehe das alles nicht so richtig. Ich weiß nicht genau, was ein Jude ist. Aber wenn der Hans ein Jude ist, dann kann das gar nicht so etwas Schlimmes sein, denk ich mir. Ich mag den Hans eigentlich ganz gern. Der lacht viel und einmal hat er mir ein Karamellbonbon mitgebracht. Einfach so.
Manchmal erzählt der Papa von seiner Partei. Da sind lauter Leute, die anpacken, sagt er. Damit es endlich den Richtigen gut geht. Die Mama sagt dann nichts. Das macht den Papa wütend. Und dann streiten sie. – Ich mag mein neues Spielzeug.