Das Gegenteil von Hollywood: „A fine balance“ von Rohinton Mistry

Der Roman „A fine balance“ spielt im Bombay der 1970er Jahre. Er erzählt die Geschichte von vier sehr unterschiedlichen Menschen, die nach Zufriedenheit und ein bisschen Glück im Leben streben. Die verwitwete Dina Dalal nimmt den Studenten Maneck Kohlah, den Schneider Ishvar Darji und dessen Neffen Omprakash bei sich auf – um genug Geld einzunehmen, damit sie nicht wieder heiraten muss. Zunächst sind sich die vier fremd, mit der Zeit lernen sie sich kennen und achten und werden so zu weit mehr als einer Zweckgemeinschaft. Von Dauer ist ihr kleines Glück allerdings nicht.

Der Roman zeichnet das detailreiche Bild eines Landes, das von unumstößlichen gesellschaftlichen Schranken und einer Regierung voller Willkür und Skrupellosigkeit gegeißelt wird.

Vor diesem Hintergrund entwickelt Rohinton Mistry einen Gegenentwurf zur gängigen Hollywood-Moral „Du kannst alles erreichen und wirst ewiges Glück finden, wenn du dich nur genug anstrengst und immer gut bist“. In „A fine balance“ ist es anders. Da werden diejenigen erfolgreich und wohlhabend, die lügen und betrügen. Diejenigen, die ehrlich und mutig für ihre Überzeugungen eintreten, werden bestraft und zerstört. Und auch am Ende werden die vielen Ungerechtigkeiten nicht gesühnt. Das Buch hat kein Happy End.

Also nichts für Leute, die schon an unserer Welt hier verzweifeln. Trotzdem ermutigt der Roman, für sein Glück zu arbeiten und zu kämpfen. Nur darf man nicht mit einem immerwährenden Schlaraffenland als Belohnung rechnen. Vielleicht muss man sich mit einigen Portionen wohlschmeckendem indischen Dal zufrieden geben.

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