Monatsarchiv: September 2009

Wieder nicht gewonnen – aber immerhin weiß ich, wo meine Stimme ist

Das Ergebnis der Bundestagswahl lässt mich nicht jubeln, aber es war kaum anders zu erwarten. Trotzdem schätze ich mich glücklich, in einem Land zu wohnen, in dem demokratische Wahlen abgehalten werden. Ich weiß, dass meine Stimme zählt. Ich lebe in einem freien Land.

Laut Definition von Freedom House (http://de.wikipedia.org/wiki/Freedom_House) bedeutet das:

“A Free country is one where there is broad scope for open political competition, a climate of respect for civil liberties, significant independent civic life, and independent media.“
http://www.freedomhouse.org/uploads/fiw09/MOF09.pdf

Der Freedom House Report von 2009 sagt, dass 46% der Weltbevölkerung in einem freien Land leben – die anderen 54% in nur teilweise freien oder unfreien Ländern.

Die Karte zeigt die Verteilung der Freiheit auf der Welt; Bewertungskriterien sind politische Rechte (political rights) und Bürgerrechte (civil liberties). Mehr Info hier: http://www.freedomhouse.org/template.cfm?page=351&ana_page=354&year=2009 

Grün markierte Staaten sind frei, gelbe teilweise frei und Blau kennzeichnet unfreie Staaten.

Verteilung der Freiheit in der Welt - 2009

Verteilung der Freiheit in der Welt - 2009

Nun sollten die Daten des Freedom House, das überwiegend von der US-amerikanischen Regierung finanziert wird, nicht unreflektiert betrachtet werden. Aber mit ziemlicher Sicherheit kann man wohl sagen, dass wir in Deutschland hinsichtlich der politischen und bürgerrechtlichen Freiheit zum privilegierten Teil der Welt gehören.

Umso trauriger, dass immer weniger Menschen von ihrem Recht auf eine freie, geheime und gleiche Wahl Gebrauch machen. Die Wohlstandsdummdreistigkeit schlägt zu. Für viele Deutsche ist das Recht auf politische Mitbestimmung eine unbequeme und lästige Selbstverständlichkeit.

Die ca. 3,6 Milliarden Menschen, die nicht in freien Ländern leben, sehen das wahrscheinlich anders.

TV steht für …

Letzte Woche hat mich eine Erkältung erwischt. Mein Kopf war schwer von eklem Schleim, der sich ungefragt ausgebreitet hatte. Arbeiten ging gar nicht; also blieb ich krank gemeldet zu Hause. Ich hab sehr viel geschlafen, um mich zu erholen. Und wenn ich wach war, fühlte ich mich erschöpft und schlapp.

Und was tut man dann? Richtig, man schaltet den Fernseher ein. Und man schaltet ihn erst wieder aus, wenn man schlafen geht… Und nach dem Aufstehen am nächsten Tag schaltet man ihn wieder ein… Nach einigen Tagen haben diese Deutungen der Abkürzung TV einmal mehr ihren Wahrheitsgehalt bewiesen: Taten-Vampir und Tumbheits-Verstärker. 

Der Taten-Vampir saugt die letzten Reste von Aktivität aus, jegliche Tätigkeit (außer Durchzappen aller Programme) erscheint enorm anstrengend und schlicht nicht durchführbar. Der Tumbheits-Verstärker potenziert das vernebelte Gefühl im Kopf; verlangsamt das Denken soweit, dass man sich selbst dabei beobachten kann.

Nun will ich beileibe nicht das Fernsehen an sich verteufeln. Es gibt tatsächlich gute informative und unterhaltsame Sendungen und schließlich bleibt es ja jedem selbst überlassen, was er sieht und was nicht.

Doch hat man den Punkt erreicht, an dem man nicht mehr genug Energie hat, um etwas Aktiveres zu tun als zu Fernsehen – egal was läuft – dann ist man in Gefahr, vom Sog des TV erfasst zu werden, der einen erbarmungslos in die Tiefe zieht, bis man erstickt. Ein paar Tage wie ich nun letzte Woche abzuhängen ist sicherlich nicht schlimm. Schlimm wird’s, wenn Menschen kaum etwas anderes tun.

Das Schreckliche ist, dass so ein wahlloser Fernsehtag ein schales Gefühl der Leere hinterlässt. Währenddessen hat man den Eindruck, etwas zu tun und zu erleben, aber hinterher muss man erkennen, dass man natürlich nichts getan und nicht wirklich etwas erlebt hat.

Man kann nichts mitnehmen, man kann sich nicht entwickeln. Und wer sich dauerhaft nicht entwickelt, der nutzt sein Leben nicht.

 

… Ganz im Gegensatz zum umtriebigen Milch-Karton im Video von Blur, das außer einer Wortüberschneidung im Titel nichts mit diesem Artikel zu tun hat. 🙂