Heute vor 140 Jahren, am 28.12.1879, stürzte der Schnellzug von Edinburgh nach Dundee in den Firth-of-Tay, als der Mittelteil der Firth-of-Tay-Brücke unter dem Gewicht des Zuges und der Windlast eines Orkans nachgab und zusammenbrach. 75 Menschen kamen ums Leben.
Theodor Fontane verarbeitete das Unglück in seiner Ballade „Die Brück‘ am Tay“. Drei Hexen verabreden sich zu Beginn…
„Wann treffen wir drei wieder zusamm‘?“ „Um die siebente Stund‘, am Brückendamm.“ „Am Mittelpfeiler.“ „Ich lösch die Flamm‘.“ „Ich mit.“ „Ich komme vom Norden her.“ „Und ich vom Süden.“ „Und ich vom Meer.“
„Hei, das gibt ein Ringelreihn, und die Brücke muß in den Grund hinein.“ „Und der Zug, der in die Brücke tritt um die siebente Stund‘?“ „Ei, der muß mit.“ „Muß mit.“ „Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand.“
Im Advent bereiten sich die Christen auf die Ankunft des Herrn Jesu vor. Kaum jemand erwartet, dass er tatsächlich persönlich bei ihnen zu Hause erscheint. Doch zu Otto Jägersberg kommt er.
Herr Jesu
Am Heiligen Abend laden wir einen Nachbarn den das Jahr über unauffällig lebenden Herrn Jesu zum Festmahl
Ein bescheidener Esser trinkt grad drei Schlückchen Wein redet dafür aber flaschenweis
Begebenheiten aus einem langen Streunerleben mit naiven Schlussfolgerungen für die Kinder ganz lehrreich
Bevor er richtig loslegt wider Besitz und Handel übers Familienleben herzieht und die Anarchie verherrlicht drehn wir den Kindern die Weihnachtssendung im Fernsehen an
Wir gönnen dem einsamen Mann seine Reden einmal im Jahr
Weil er kein Ende findet machen wir noch mal den Baum an er singt zwar nicht mit wir denken es rührt ihn doch
In der Vorweihnachtszeit wird viel von Liebe geredet. In der Unterhaltungsmusik ist Liebe jahreszeitenunabhängig der Renner. Was diese Liebe nun genau ist und wie sie sich äußert, unterliegt der individuellen Auffassung; zudem gibt es natürlich verschiedene Arten von Liebe.
Mein eigenes Verständnis von Liebe wurde von Stings „If You Love Somebody Set Them Free“ geprägt: Liebe hat nichts mit klammerndem Festhalten und Verschließen zu tun, sondern mit Freiheit der Wahl und Eigenständigkeit im Zusammensein. Es hat jedoch Jahre gedauert, bis ich zu dieser meiner persönlichen Einsicht gelangt bin…
If you need somebody, call my name If you want someone, you can do the same If you want to keep something precious You got to lock it up and throw away the key If you want to hold onto your possession Don’t even think about me
If you love somebody If you love someone If you love somebody If you love someone set them free (Free, free, set them free) Set them free (Free, free, set them free) Set them free (Free, free, set them free) Set them free (Free, free, set them free)
Das neue Nürnberger Christkind Benigna Munsi hat gestern Abend strahlend den Christkindlesmarkt eröffnet, und zwar mit diesen Worten.
Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, Ihr Kleinen, am Beginn der Lebensfahrt, ein jeder, der sich heute freut und morgen wieder plagt: Hört alle zu, was Euch das Christkind sagt!
In jedem Jahr, vier Wochen vor der Zeit, da man den Christbaum schmückt und sich aufs Feiern freut, ersteht auf diesem Platz, der Ahn hat’s schon gekannt, was Ihr hier seht, Christkindlesmarkt genannt.
Dies Städtlein in der Stadt, aus Holz und Tuch gemacht, so flüchtig, wie es scheint, in seiner kurzen Pracht, ist doch von Ewigkeit. Mein Markt bleibt immer jung, solang’ es Nürnberg gibt und die Erinnerung.
Denn alt und jung zugleich ist Nürnbergs Angesicht, das viele Züge trägt. Ihr zählt sie alle nicht! Da ist der edle Platz. Doch ihm sind zugesellt Hochhäuser dieses Tags, Fabriken dieser Welt.
Die neue Stadt im Grün. Und doch bleibt’s alle Zeit, Ihr Herrn und Frau’n: das Nürnberg, das Ihr seid. Am Saum des Jahres steht nun bald der Tag, an dem man selbst sich wünschen und andern schenken mag.
Doch leuchtet der Markt im Licht weit und breit, Schmuck, Kugeln und selige Weihnachtszeit, dann vergesst nicht, Ihr Herrn und Frau’n, und bedenkt, wer alles schon hat, der braucht nichts geschenkt.
Die Kinder der Welt und die armen Leut’, die wissen am besten, was Schenken bedeut’. Ihr Herrn und Frau’n, die Ihr einst Kinder wart, seid es heut’ wieder, freut Euch in ihrer Art. Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein.
Es wird langsam kälter, nicht wahr? Die Spatzen plustern sich auf, bis sie aussehen wie fedrige Christbaumkugeln. Aber nicht nur das! Christian Morgenstern weiß noch mehr zu berichten.
Die drei Spatzen
In einem leeren Haselstrauch, da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
Der Erich rechts und links der Franz und mitten drin der freche Hans.
Sie haben die Augen zu, ganz zu, und obendrüber da schneit es, hu!
Sie rücken zusammen dicht an dicht, so warm wie der Hans hats niemand nicht.
Sie hören alle drei ihrer Herzlein Gepoch. Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.
Die keltische Mythologie nimmt an, dass die Menschen an Halloween einen Zugang zu den Wesen der Anderwelt haben. Von einer Begegnung mit Wesen aus einem anderen Reich erzählt auch Goethes Erlkönig.
Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; er hat den Knaben wohl in dem Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron‘ und Schweif? – Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel‘ ich mit dir;
manch bunte Blumen sind an dem Strand,
meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, was Erlenkönig mir leise verspricht? – Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind: In dürren Blättern säuselt der Wind.
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort? – Mein Sohn, mein Sohn, ich seh‘ es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau.
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“ Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! –
Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind, er hält in Armen das ächzende Kind, erreicht den Hof mit Mühe und Not; in seinen Armen das Kind war tot.
Was braucht man eigentlich so zum Leben? Hier ist Friederike Mayröckers Antwort darauf.
was brauchst du
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone dich verlierst in grüner üppiger Schönheit wie groß wie klein bedenkst du wie kurz dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund die Gestirne das Gras die Blume den Himmel