Monatsarchiv: August 2015

Taxi Teheran: Botschaften aus einer nicht allzu fernen fremden Welt

Der iranische Filmemacher Jafar Panahi steht unter Berufsverbot. Das hindert ihn nicht daran, heimlich Filme zu drehen und sie ins Ausland zu schmuggeln. Zuletzt „Taxi Teheran“; auf der Berlinale 2015 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Panahi fährt im Film Taxi durch die Straßen Teherans. Mit einer Kamera am Armaturenbrett filmt er die Unterhaltungen mit den Fahrgästen, die er im Verlauf des Films befördert. Die Fahrgäste bringen Probleme und Konfliktthemen der iranischen Gesellschaft ins Bild: Todesstrafe, frauenfeindliches Erbrecht, blinden Aberglauben, Schwarzhandel, Armut als Ursache von schwerer Kriminalität, strenge Zensur, Willkür der Justiz, Folter.

Der Film bewegt sich zwischen Spielfilm und Dokumentation, bleibt unentschieden zwischen den Genres – und hat mich dadurch davon abgehalten, emotional richtig tief einzutauchen. Nichtsdestotrotz: Taxi Teheran ist sehenswert und wertvoll; gewähren uns seine Fahrten doch verdichtete Einblicke in die politische und gesellschaftliche Lage des Iran und seiner Menschen.

Ein unbestrittenes Highlight: Hana Saeidi, Panahis Nichte, die im Film munter und ungeniert ihre Meinung kundtut – und in Berlin sichtlich stolz und gerührt den Goldenen Bären entgegen nahm.

Die Haare kommen zu Wort

Lang, glatt, mittelbraun. So sind wir heute und so waren wir die meiste Zeit.
Als kleines Mädchen trug sie uns oft zu einem Pferdeschwanz gebunden. Seltener auch geflochten als Zopf. Von Läusen blieben wir zum Glück verschont. Vielleicht, weil sie schon als Kind gerne für sich war – anstatt andauernd die Köpfe mit Allen und Jedem zusammen zu stecken.

Später die Pubertät. Immer kürzer wurden wir. Sie wollte, dass wir zu Berge stehen. Gut, Stoppelfrisuren waren in Mode, aber wir glauben, sie brauchte uns als Spiegel für das Chaos, die Achterbahn, die Verwirrung in ihrem Kopf.

Dann kam die Wende. In Form einer Dauerwelle. Wir wurden wieder länger. Und wir wurden getönt. Dezent, immerhin. Mahagoni war der Favorit. Die viele Chemie ließen wir klaglos über uns ergehen. Denn wir waren sicher: Das kann nur eine Phase sein. Und so war es auch.

Während des Studiums besann sie sich und kehrte zum Ursprung zurück: Lang, glatt, mittelbraun. So sind wir bis heute. Sie pflegt uns gut und sie schätzt uns sehr, das spüren wir jeden Tag.

Seit einiger Zeit fragt sie sich, wann wir wohl anfangen, grau zu werden. Sie denkt darüber nach, was sie dann tun wird. Färben oder nicht, das wird sie sein, die Frage. Nun, wir wissen, wann es soweit sein wird. Aber wir werden es ihr nicht verraten.

Gunter Dueck über Dummheit im Schwarm

Gunter Duecks Vortrag auf der re:publica 2015 ist unterhaltsam, anregend und appelliert an den gesunden Menschenverstand. Der wird im Schwarm leider allzu leicht ausgeschaltet…

Im Schwarm werden unerreichbare Ziele gejagt, ohne sie jemals zu hinterfragen. Die zerstörerischen Folgen maximaler Auslastung werden wissentlich ignoriert. Und – immer gerne genommen – Korrelation wird mit Kausalität gleichgesetzt, um die Sehnsucht nach einfachen Antworten zu befriedigen.

Das alles ist ziemlich dumm, oder etwa nicht?

Ein Tag am Strand

Sanftes Wellenrauschen
Am Strand ist die Gluthitze erträglich

Zwei Mädchen, die eine Sandburg bauen
Eine Schönheit im Bikini, die sich träge räkelt
Ein dicker Mann, weiß wie eine Zwiebel, der Muscheln in einem Blecheimer sammelt
Ein junges Pärchen, das verliebt im seichten Wasser planscht

Der Muschelsammler wird plötzlich hektisch
Lässt seinen Eimer fallen, zeigt aufs Meer und ruft nach Hilfe
Der junge Mann, eben noch turtelnd,
Wirft sich ins Wasser und schwimmt mit kräftigen Zügen los
Seine Freundin hält sich die Hände vor den Mund,
Ihre Augen sind weit
Die Bikini-Helena nimmt die Sonnenbrille ab
Die beiden Mädchen ziehen einen tiefen Graben um ihre Burg

Sie schauen erst auf,
als sie das Kreischen
der Mutter
des ertrunkenen Jungen
hören