Es war einmal ein Jägerhut, der verliebte sich in eine Zahnbürste. Eigentlich war der Jägerhut mit dem Sombrero liiert. Der Sombrero war ein waschechter Mexikaner, ein Mitbringsel aus einem weit zurückliegenden Urlaub. Zwischen dem bodenständigen Jägerhut und dem feurigen Sombrero hatte es sofort gefunkt. Und das lag nicht nur daran, dass die beiden halb übereinander lagen auf dem obersten Regalboden der Abstellkammer. Bei aller Gegensätzlichkeit spürten sie doch eine gewisse Wesensgleichheit.
Mit den Jahren hatte das Prickeln der ständigen Berührung jedoch nachgelassen. Der Jägerhut glaubte, der Sombrero würde manchmal zu dem neuen grellroten Wanderrucksack hinüberschielen, der seit ein paar Wochen in der Kammer an einem Haken gegenüber hing. Vielleicht irrte sich der Jägerhut aber auch.
Eines Tages öffnete sich die Tür, das Licht wurde eingeschaltet und der Mann stellte einen kleinen oben offenen Karton direkt neben den Jägerhut. In dem Karton waren verschiedene Gegenstände: ein Kamm mit großen Zinken, eine Schwimmbrille, ein ausgewaschenes Handtuch, ein Reisefön und sie: die Zahnbürste.
Sie ragte seitlich schräg aus dem Karton und beim Abstellen desselben fiel ihr Borstenkopf auf den Gamsbart des Jägerhuts. Ein erquickendes Zucken durchfuhr den Jägerhut! Wie elektrisiert fühlte er sich; dabei war die Zahnbürste gar nicht elektrisch. Noch bevor der Jägerhut Farbe und Form der Zahnbürste genauer erkennen konnte, wurde das Licht wieder ausgeschaltet und die Kammertür geschlossen. Durch die Berührung der kurzen kräftigen Zahnbürstenborsten richteten sich die Haare seines Gamsbarts vor Spannung straff nach oben. Welch ein Genuss!
Da öffnete sich die Tür erneut, das Licht ging an, die Frau kam herein, sah sich um, fand den Karton, schüttelte den Kopf, nahm den Karton mitsamt der Zahnbürste vom Regal und murmelte: Der Mist muss weg.
Das Licht ging aus, die Türe zu. In der Dunkelheit freute sich der Jägerhut über die vertraute Berührung des Sombreros. Aber seine Gedanken blieben bei der Zahnbürste.