Bis Ende Juli habe ich nicht gedacht, dass es überhaupt ein Poetenfest 2020 geben würde. Doch es gibt eines, dieses Wochenende. Nicht wie gewohnt natürlich, aber logistisch-organisatorisch wohldurchdacht und mit einem sehr umfangreichen Programm.
Meine heißgeliebten Lesenachmittage im Schlossgarten müssen diesmal ausfallen, klar, stattdessen gibt es Lesungen und direkt anschließende Gespräche mit den AutorInnen an verschiedenen Orten in der Stadt. Alle Veranstaltungen kosten Eintritt und haben feste Sitzplätze mit dem nötigen Abstand. Ich hatte mich für zwei Lesungen im Skulpturengarten am Burgberg am Samstagnachmittag entschieden: Monika Helfer, deren Roman „Die Bagage“ ich schon vor einigen Wochen auf meine mentale Einkaufsliste gesetzt hatte, und Peter Stamm mit seinem Erzählband „Wenn es dunkel wird“.
Das Poetenfest feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen und in den ersten Jahren fanden die Lesungen im Burgberggarten statt. So kehrt das Poetenfest – wenn auch ungewollt – im Jubiläumsjahr zurück zu den Wurzeln.
Monika Helfer erzählt in „Die Bagage“ die Geschichte ihrer Großeltern, die als Außenseiter in einem Dorf in Vorarlberg leben. Als 1914 der Großvater Josef zum Kriegsdienst eingezogen wird, bleibt die schöne Großmutter Maria mit den Kindern zurück und ist der Lust der Männer und dem Argwohn der Frauen ausgesetzt. Und dann wird Maria schwanger, mit der Mutter der Autorin… Der Roman ist (auto)biographisch inspiriert, enthält jedoch auch fiktive Elemente und Figuren. Monika Helfers lakonischer Stil gibt den Lesenden Raum und zieht sie gleichzeitig in seinen Bann.
Peter Stamm hat in seinem Band „Wenn es dunkel wird“ elf Erzählungen gesammelt, in denen es um Verwandlungen und Verschwinden geht. Gelesen hat er die Geschichte eines sich anbahnenden Seitensprungs, der unerwartete Wendungen nimmt. Unterhaltsam, leichtfüßig, aber keineswegs oberflächlich, und spannend bis zum Schluss.
Und das war’s diesmal schon, mein Poetenfest. Die Veranstaltungen heute müssen dem Dauerregenwetter trotzen, bei meinen Lesungen gestern war’s glücklicherweise trocken. Ich bin gespannt aufs Poetenfest 2021. Lasst uns die Daumen drücken, dass Corona dabei keine Rolle mehr spielen wird.
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