Das Detail macht den Unterschied

Es gibt viele Menschen, die kennt man, ohne sie wirklich zu kennen. Die Nachbarin, mit der man ein paar Worte im Treppenhaus wechselt. Den Kollegen, dem man in der Kaffeeküche begegnet. Die Bekannten von Freunden, die man bei deren Geburtstagsfeiern trifft.

Obwohl man diese Menschen nur von der Ferne aus sieht, macht man sich doch ein Bild von ihnen. Man verpasst ihnen Labels wie: Redselig oder schüchtern. Höflich oder rücksichtslos. Aufdringlich oder hilfsbereit. Und man entscheidet auf dieser Basis, ob man jemanden sympathisch findet oder nicht.

Manchmal kommt es vor, dass man über solche Menschen ein Detail erfährt, das nicht ins Bild passt, das einen überrascht. Zum Beispiel, dass jemand ehrenamtlich im Tierheim arbeitet. Oder dreimal geschieden ist. Oder Theater spielt. Oder den Führerschein wegen Alkohol am Steuer verloren hat. Oder sich in einer bestimmten Situation hinterhältig verhalten hat. Oder, oder, oder.

Und dieses eine Detail kann das komplette Bild verändern, sogar ins Gegenteil kehren. Je weniger kongruent mit dem bisherigen Bild das neue Detail ist, umso mehr Gewicht erhält es und umso mehr wird es das eigene Verhalten diesem Menschen gegenüber beeinflussen.

Das gleiche kann auch bei Menschen passieren, die man sehr viel besser kennt. Doch hier ist der Erfahrungsschatz größer. Die neue Information kann harmonischer integriert werden, so dass ein facettenreicheres Bild entsteht und meist kein komplett anderes.

Aber letztendlich muss man einfach akzeptieren, dass man nie alles über einen anderen Menschen wissen kann. Und wie sollte man? Man weiß ja noch nicht einmal alles über sich selbst.

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