Die Medusa, in Öl auf Leinwand von Franz von Stuck, begrüßt uns im Reich der Monster. Schaurig, schön und fast ein wenig verwundert ob der eigenen Monstrosität starrt sie mit wässrigen Augen. Ein gelungenes Leitbild der Sonderausstellung im GNM (noch bis 06.09.2015). Monster flößen uns Furcht ein und ziehen uns gleichzeitig an. Sie spiegeln unsere dunkle Seite und gehören daher untrennbar zu unserem Selbst.
In der Welt der unheimlichen Tiere treffen wir auf Drachen, Einhörner, Seeungeheuer und andere Fabelwesen. Deren Deutungen und Betrachtungsweisen wandelten sich mit der Zeit – und auch darüber, ob sie nun real existieren oder doch nur ausgedacht sind, herrschte selten Einigkeit.
Wundersame Menschen lernen wir im Anschluss kennen: Beispielsweise den Wilden Mann aus dem Wald, der als roh und unzivilisiert galt, gleichzeitig aber als ursprünglich-edel bewundert wurde. Oder die Wundervölker vom Rand der bewohnbaren Welt mit erstaunlichsten Anatomien (wie der Einbeinige, der sich mit seinem übergroßen Fuß selbst Schatten spenden kann). Nicht fehlen darf der Vampir – früher abstoßend hässlich, heute verführerisch glattrasiert.
Nicht nur unser leibliches Leben, auch unsere Seelen werden von Monstern bedroht: Dämonen und der Teufel führen uns in Versuchung. Der Höllenschlund wartet weit geöffnet, wenn das Letzte Gericht gegen uns urteilt. Allein für den, der widersteht oder seine Sünden bereut, gibt es Hoffnung auf Rettung – wobei es wohl auch passieren kann, dass man unschuldig in der Vorhölle landet. Dann kann nur noch Jesus helfen…
Die Ausstellung ist gelungen konzipiert und überzeugt durch eine große Bandbreite an Themen und Exponaten. Der Besuch bei den Monstern ist sehr vergnüglich und lässt oft schmunzeln. Wirklich zum Fürchten ist die Ausstellung nicht. Wer sich richtig gruseln will, dem empfehle ich – je nach persönlicher Präferenz – einen Zombie-Film, eine Story von Edgar Allan Poe oder aktuelle Statements der CSU zur Flüchtlingsthematik.