Gedanken eines Altgedienten

Ein Gigabyte Speicher. Als meine Besitzerin mich vor mehr als elf Jahren kaufte, war das top. Längst gibt es Geräte mit einem Vielfachen an Speicherkapazität. Überhaupt, MP3-Player sind eher aus der Mode geraten, seit es Smartphones gibt. Ein Gerät, das nur Audiodateien abspielt und sonst nichts kann, finden die meisten Leute nicht mehr sonderlich attraktiv.

Ich jedoch bin weiterhin im Einsatz. Ich spiele Musik ab – das reicht meiner Besitzerin. Zuverlässig bin ich außerdem. Einfach zu bedienen, handlich, passe in jede Tasche. Pop- und Rockmusik ist auf mir gespeichert. In der Hinsicht ist meine Besitzerin von ihren Eltern geprägt. Sehr froh bin ich, dass sie keine Schlager oder Volksmusik hört. Gegen Klassik hätte ich nichts einzuwenden; möglicherweise kommt das ja noch.

Ich werde nicht täglich gebraucht. Aber auf Reisen bin ich dabei! Bei Zugfahrten zum Beispiel komme ich so gut wie immer zum Einsatz. Entspannt lehnt sich meine Besitzerin dann zurück, schaut aus dem Fenster, schläft manchmal ein.

Meine Besitzerin schreibt gerne. Oft hört sie dabei meine Musik. Ich habe das Gefühl, dass sie dadurch alles um sich herum vergisst und sich auf die Wörter konzentrieren kann, die zu Blatt gebracht werden wollen. Ich glaube, sie vergisst dann auch mich; bemerkt mich erst wieder, wenn die Schreibzeit zu Ende ist. Aber wer weiß, wo ich jetzt schon so lange bei ihr bin, vielleicht denkt sie eines Tages beim Schreiben doch an mich, nur an mich… Das wäre schön!

2 Antworten zu “Gedanken eines Altgedienten

  1. Deine Geschichten sind einfach immer schön!!!! Danke! Unverwechselbarer eigener Stil.

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