Wenn man sich zu etwas hingezogen fühlt, vor dem man gleichzeitig Angst hat, spricht der Psychologe von einem Aufsuchen-Meiden-Konflikt. Ein Objekt wird gleichzeitig angestrebt (Aufsuchen-Tendenz) und gefürchtet (Meiden-Tendenz). Ein klassisches Beispiel ist der Fallschirmsprung. Oder ein wichtiges Testergebnis in einem Briefumschlag. Und bei manchen Menschen auch eine Liebesbeziehung.
Wer lange genug single war, wird sich ehrlich nach einem festen Partner, Vertrautheit und Nähe sehnen. Doch der Gedanke an eine Beziehung kann gleichzeitig ein Gefühl schleichender Panik auslösen. Die Dämonen Verpflichtung und Verletzlichkeit stimmen einen Chor an mit den Geistern Abhängigkeit und Selbstaufgabe, der das zarte Lied der zweisamen Glückseligkeit schnell übertönen kann.
Eine Handlungsmöglichkeit ist, genau solchen Menschen die Bereitschaft für eine Beziehung zu signalisieren, bei denen man sicher sein kann, dass sie nicht wollen oder können. Es ist angenehm ungefährlich, jemandem zu sagen: Ich will mit dir zusammen sein, von dem man weiß, dass er in eine andere verliebt ist, oder der gerade dabei ist, in ein Flugzeug nach Übersee zu steigen. Natürlich ist die Zurückweisung schmerzhaft und gar nicht gut fürs Ego, aber man vermeidet es, sich der Angst, dem Konflikt zu stellen.
Knifflig wird es, wenn man jemandem begegnet, der tatsächlich ernsthaft interessiert ist. Hier entgeht man der Auseinandersetzung, indem man die Flucht ergreift und wegläuft.
Das Resultat ist gleich: man bleibt allein. Daran ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Aber man nimmt sich selbst die Gelegenheit zur Weiterentwicklung. Wer die Angst überwinden und den Konflikt lösen will, muss allen Mut zusammen nehmen. Darf weder weg- noch andauernd zu den Falschen hinlaufen. Muss sich auf das Ungewisse einlassen. Den Sprung wagen.
Ich glaube, es ist an der Zeit.