Als ich kürzlich wieder einmal Berlin besucht habe, dachte ich bei mir: Wir haben eine würdige Hauptstadt. Weltoffen, monumental, bedeutsam und in mancher Hinsicht so schön dreckig.
Da wurde mir bewusst, wie stark sich in den letzten Jahren mein Selbstverständnis als Deutsche gewandelt hat. Vor einigen Jahren war es mir eher unangenehm, Deutsche zu sein. Und das lag nicht nur am großen Übel Drittes Reich. Tugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit fand ich langweilig; kulturelle Exportschlager wie Bier und fetten Schweinsbraten eklig.
Lieber wollte ich mich ausschließlich als Europäerin verstehen. Heute sehe ich mich als deutsche Europäerin. Werde ich im Ausland gefragt, sage ich gern, dass ich aus Deutschland komme. Ich will absichtlich nicht sagen, dass ich stolz bin, Deutsche zu sein. Stolz sein sollte man auf Dinge, die man aus eigener Kraft geschaffen oder erreicht hat.
Ein großer Meilenstein war tatsächlich die Fußball-WM 2006. Dieses Sommermärchen hat die Wahrnehmung der Deutschen auf der ganzen Welt verändert. Schau einer an, die Deutschen können also auch ausgelassen feiern und Gäste friedlich willkommen heißen.
Das Bild Deutschlands ist in den letzten Jahren facettenreicher geworden, auf globaler Ebene und auch für mich ganz persönlich. Als Deutsche bin ich jetzt selbstbewusst – meiner selbst bewusst. Und das ist auch gut so.
sehr schöner Artikel
Sebastian
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