In den letzten zwölf Wochen habe ich zwölf ganz unterschiedliche schreibend-schöpferische Frauen gezeigt, die mich mit ihrem Werk berührt haben. In der Tat gibt es auch männliche Autoren, die für mich bedeutsam sind. Drei davon stelle ich in den kommenden Wochen vor.
Leo Lionni (1910 – 1999) war Grafiker, Maler und Schriftsteller. 1967 erschien seine Bildergeschichte über die Feldmaus Frederick, die nicht ist wie die anderen Mäuse. Während jene Nüsse, Weizen und Stroh für den nahenden Winter sammeln, sitzt Frederick träumerisch herum und sammelt Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Die anderen lassen Frederick gewähren. Gegen Ende des Winters sind die Körner und Beeren aufgebraucht, die Mäuse frieren und sie werden stumm. Da kommt Fredericks Stunde: Seine Vorräte wärmen die Mäusefamilie und lassen sie träumen und hoffen.
Als Grundschulkind bin ich in diese Geschichte versunken. Sie zeigt, dass man anders sein kann als die anderen, dass man andere Dinge tun kann als die anderen – und trotzdem dazu gehört zur Gemeinschaft. Diesen Gedanken konnte ich als Kind natürlich nicht formulieren; aber empfunden habe ich so. Und tue es noch immer.