Die US-Amerikanerin Susan Sontag (1933-2004) ist vor allem für ihre Essays (von denen ich ehrlicherweise noch keines gelesen habe) sowie ihr politisches und gesellschaftliches Engagement bekannt. Kurzgeschichten hat sie nur wenige geschrieben. Im Sammelband „Wie wir jetzt leben“ sind fünf davon zu finden, zwei haben mir besonders gut gefallen.
Der Text „Wie wir jetzt leben“ erschien erstmals im November 1986 im New Yorker. Darin hören wir die Stimmen von Freunden und Bekannten eines an Aids Erkrankten. Sie sorgen und sie kümmern sich, sie meinen es ausschließlich gut mit dem Freund und ziehen doch gleichzeitig eine Linie zwischen „ihm“ und „uns“ – um die eigene Furcht vor der Epidemie von sich fernzuhalten.
In „Wallfahrt“ erzählt Sontag, wie sie als Vierzehnjährige gemeinsam mit einem Schulfreund Thomas Mann in seinem kalifornischen Exil besucht. Sie bewundert Mann damals fast wie eine Gottheit, vor allem für dessen „Zauberberg“. Erst vierzig Jahre später schreibt Sontag die Geschichte dieser Begegnung auf, die sie als peinlich und beschämend banal empfindet. Manchmal ist es wohl besser, wenn Idole Idole bleiben und nicht zu Menschen werden.