In der freudianisch orientierten Entwicklungspsychologie unterscheidet Erik Erikson verschiedene Entwicklungsaufgaben für die Person im Laufe ihres Lebens. Im Jugendalter ist es die Findung einer Identität: Wer bin ich und wohin gehöre ich? Im frühen Erwachsenenalter ist Intimität das Thema; der Aufbau von engen, vertrauensvollen Beziehungen.
Ich mag dieses Modell sehr, allerdings bin ich davon überzeugt, dass die Entwicklungsaufgaben nicht auf einen bestimmten Lebensabschnitt begrenzt sind, da sich die Persönlichkeit potenziell das ganze Leben über weiter entwickelt.
Wenn sich die Lebensumstände stark ändern, weil beispielsweise eine langjährige Beziehung zu Ende geht, wird der Prozess der Identitätsfindung neu angestoßen. Das ist nicht gerade einfach, wie ich aus erster Hand berichten kann. Streckenweise war ich so verloren, dass ich noch nicht einmal wusste, wer ich hätte sein wollen. Aber manchmal muss man sich verlieren, um sich neu finden zu können. In den letzten Monaten habe ich immer besser herausgefunden, was ich will und was nicht und ich konnte auch immer leichter dementsprechend handeln.
Und dann ist passiert, was mir verschiedene Freunde in den letzten Jahren prophezeit haben und ich nie wirklich glauben konnte: Als ich es am wenigsten erwartet habe, ist derjenige gekommen, mit dem es richtig und echt ist. Dass es sich zugleich so glücklich strahlend und soundly grounded anfühlt, liegt auch mit daran, dass ich nahe bei mir selbst bin.
Um in einer Beziehung wirklich glücklich zu werden, muss man wissen, wer man ist und was man will. Und man darf sich nicht als eigenständig lebensfähige Person aufgeben. Die Intimität fordert nicht die Aufgabe der Identität, das tun höchstens unreife Partner. Identität ist Voraussetzung für Intimität.
Nach der Intimität folgt bei Erikson als Entwicklungsaufgabe im mittleren Erwachsenenalter übrigens die Generativität, also die Fürsorge für die nächste Generation. Aber keine Sorge, davon bin ich noch ein gutes Stück entfernt. 🙂