Dürer-Haus Nürnberg: Die Hausherrin gibt sich die Ehre

Ein zänkisches Weib soll sie gewesen sein, und nur am Gelde interessiert. Außergewöhnlich gebildet für ihre Zeit war sie zweifelsohne. Lesen, Schreiben, Rechnen konnte sie, führte die Bücher und Geschäfte für ihren Mann Albrecht. Die Rede ist von Agnes Dürer.

500 Jahre nach ihrem Tod wird Agnes im Dürer-Haus zu Nürnberg zu neuem Leben erweckt – in Gestalt einer Schauspielerin in historischem Gewand samt Schlüsselbund und Hausfrauenhaube.

Agnes führt gern Besucher durch das Haus, in dem sie und Albrecht ab 1509 gelebt haben, und man erfährt von ihr allerhand: Wie Albrecht kurz nach der Eheschließung mit Agnes‘ Mitgift im Gepäck vor der Pest in Nürnberg nach Italien floh. Wie Agnes dafür sorgte, dass ihr Mann nicht allzu oft mit Willibald Pirckheimer ins Wirtshaus verschwand. Und wie Agnes die Arbeiten ihres Mannes geschickt verkaufte und so den Wohlstand des Haushalts sicherte.

Fürsorge, Bewunderung und Stolz schwingen mit, wenn Agnes von Albrecht und seinem Werk spricht. Dürers meisterhafte Naturstudien – wie der Feldhase und das Rhinozeros – waren für die damalige Zeit ungewöhnlich und wurden schnell berühmt. Auch für Kaiser Maximilian hat Albrecht gearbeitet – um die versprochene Bezahlung mussten die Dürers allerdings kämpfen. Die Obrigkeit war auch damals schon besser darin, Zusagen zu machen als sie einzuhalten.

Das Dürer-Haus ist das einzige weitgehend original erhaltene Künstlerhaus der Renaissance nördlich der Alpen. Der Rundgang ist lohnenswert, zeigt er doch den Künstler und das damalige Leben in vielen Facetten. Ein Höhepunkt ist die große Mal- und Druckwerkstatt im zweiten Obergeschoss, in der die einstigen Kunsttechniken vorgeführt werden.

Nach siebenjähriger Krankheit stirbt Dürer 1528 an Malaria und hinterlässt Agnes umgerechnet etwa 3 Millionen Euro. Sie überlebt ihren Mann um 11 Jahre und mehrt das Vermögen durch den Verkauf seiner Werke. Zänkisch oder nicht – geschäftstüchtig war sie allemal. Und gastfreundlich ist sie selbst nach 500 Jahren noch.

Weitere Informationen unter www.museen.nuernberg.de/duererhaus/.

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