Monatsarchiv: August 2014

Shine and Rain: Erlanger Poetenfest 2014

Am Samstag bester Schönwetterwolkenhimmel, am Sonntag Grau in Grau mit Bindfadenregen. Der Literatur macht das Wetter nichts aus, lediglich auf die wunderbar leichte Schlossgartenatmosphäre mussten die Besucher des Poetenfestes heute verzichten. Die Lesungen und Podiumsdiskussionen fanden im Markgrafentheater statt.

Grundsätzliche Erkenntnisse, einmal mehr bestätigt:

  • Mundartdichtung ist nicht mein Ding, noch nicht mal (schon gar nicht?) in meiner eigenen.
  • Ein lebendiger Vortragsstil hilft enorm, ist aber nicht alles.
  • Vom Programmheft geweckte Erwartungen werden manchmal erfüllt, manchmal übertroffen und manchmal enttäuscht; und das zu etwa gleichen Teilen.

Positiv haften geblieben:

  • Ulrike Draesner: Sieben Sprünge vom Rand der Welt (Mehrgenerationengeschichte einer aus Schlesien vertriebenen Familie)
  • Olga Grjasnowa: Die juristische Unschärfe einer Ehe (junge Autorin mit spannender Lebensgeschichte, 1984 in Baku geboren, 1996 mit den Eltern als Flüchtling nach Deutschland gekommen)
  • Ricarda Junge: Die letzten warmen Tage (Aufarbeitung der deutschen Teilung und Wiedervereinigung in Bezug auf die eigene Familiengeschichte)
  • Lisa Kränzler: Lichtfang (jugendliche Identitätssuche der schwäbischen Provinz)

Leider verpasst: Autorenportrait mit Ulla Hahn, aber ich freue mich sehr auf die nächste Etappe im Leben von Hilla Palm: „Spiel der Zeit“ erscheint im September.

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Grandios: Zu Besuch bei EMMA

Vorab: Ja, ich bin begeisterte EMMA-Leserin. Ja, ich bin Feministin, denn ich wünsche und fordere, dass Frauen und Männer gleiche Rechte und Chancen erhalten. Nein, ich bin keine frigide Männerhasserin. Ich schätze viele Männer, insbesondere meinen Liebsten. Hosen haben wir beide an und Pantoffeln besitze ich nicht.

EMMA ist anders als andere Magazine. EMMA will wirklich wissen, wer sie liest und was diese Menschen zu sagen haben. Deswegen hat EMMA vor einigen Monaten zu einem Besuch in die Redaktion eingeladen. Abonnentinnen und Abonnenten konnten sich per Mail „bewerben“; zwölf davon sollten ausgewählt werden. Natürlich habe ich mitgemacht!

Am Ende wurden alle eingeladen, die geschrieben hatten, es sei unmöglich gewesen, zu entscheiden, wer kommen dürfe und wer nicht. Fabelhaft!

Am Freitag war es soweit: Köln, Rheinauhafen, Bayernturm, 14.00 Uhr. 66 Leserinnen und 3 Leser treffen auf die EMMAs. Alice Schwarzer und ihr kleines, feines Team begrüßen und stellen das Programm vor.

Erster Eindruck von Alice (der sich im Verlauf bestärkt): Authentisch, offen, humorvoll, unaufgeregt, leidenschaftlich, begeistert von ihrem Team und ein Teil davon, das Gegenteil von wichtigtuerisch. Das Kernteam ist sehr klein und verdient daher umso mehr Respekt für die professionell-fundierte Arbeit am Magazin.

Das Programm: Eine Führung durch den FrauenMediaTurm (Universalarchiv zur Geschichte von Frauen, ganz oben im Turm, nach Anmeldung offen für alle Interessierten), ein Blick hinter die Kulissen in der Redaktion (im zweiten Stock des Turmes), anschließend große Frage- und Gesprächsrunde mit allen EMMAs. Spätestens hier wird klar: Die Besucherinnen und Besucher sind ganz unterschiedlich, leben in ganz unterschiedlichen Strukturen und stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Das macht die Sache spannend!

Danach Buffet: Keine überteuerten Mini-Häppchen, von denen kein Mensch satt wird, sondern knusprige Brötchen, ordentlich Wurst und Schinken, auch Käse, dazu Weißwein und ein Fass süffiges Kölsch. Selbst eingekauft, selbst aufgebaut. Wunderbar.

Ich lerne interessante Menschen kennen, führe lustige und ernste Gespräche, tausche Kontaktdaten aus und nutze die Gelegenheit, eine persönliche Zeichnung von Cartoonistin Franziska Becker zu bekommen. Auf dem Heimweg ins Hotel fühle ich mich beflügelt.

Danke, EMMAs, für dieses grandiose Erlebnis!

    

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Das Gute liegt oft nah: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Vor der eigenen Haustür kennt man sich manchmal schlechter aus als in der Fremde. So war ich häufiger im Louvre oder im British Museum als in den Museen im Umkreis… Auch deshalb war der gestrige Besuch im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg spannend.

Die Sonderausstellung „Wege in die Moderne“ (noch bis 21.09.2014) widmet sich dem 19. Jahrhundert und seiner Bedeutung für unsere Zeit. Vieles, was heute zum Alltag gehört, hat dort seine Wurzeln: Medien und Kommunikationsmittel wie Zeitschriften, Fotografie, Film und Telefon. Durch technische Entwicklungen wurden auch Musik und Gesang weithin verfügbar und immer populärer.

Die Weltausstellungen zwischen 1851 und 1910 werden ebenfalls beleuchtet. Als Schaufenster zur Welt waren sie eine Mischung aus nationalistischem Wetteifern und pompösen Vergnügungsmeilen.

Interessante Erkenntnisse:
1.    Werbung gab es damals schon und sie füllte ganze Kataloge; z.B. für Suchard Chocolat, Fleisch-Extrakt von Liebig und rückenschonende Schreibtische, mit dem sicherlich zugkräftigen Argument für eine „militärisch schöne Haltung“.

2.    Sobald etwas erfunden war, wurde gleich manipuliert: So zeigt eine frühe Fotografie einen in Flammen stehenden Louvre samt emsiger Löscharbeiten – eine Fotomontage.

3.    Zeitschriften und tagesaktuelle Presseberichte ermöglichten Frauen den Zugang zu politischen Informationen – ein Bereich, aus dem sie zuvor weitgehend ausgeschlossen waren. Ein wichtiger Katalysator für Emanzipation und Frauenbewegung.

Auch einige Highlights der Dauerausstellung haben wir kennengelernt, bei einer kostenlosen Führung: u.a. den Ezelsdorfer Goldkegel (10.- 09.Jh.v.Chr.), den Heiltumsschrein für die Reichsreliquien (15.Jh.), den Behaim-Globus (um 1492, noch ohne Amerika) und das Bildnis Karls des Großen von Albrecht Dürer (um 1512).

Und es gibt noch viele interessante Dinge, für die wir gestern keine Energie mehr hatten. Die sehen wir beim nächsten Mal!

P.S. Die Fotos sind leider nicht so toll; wenig Licht im Ausstellungsraum und Blitzverbot… einen Eindruck geben sie dennoch.

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Check it out: The Checkout

Zufällig über einen Tweet entdeckt (Twitter ist gar nicht so doof, wie ich lange dachte…): The Checkout.

The Checkout ist eine australische Fernsehreihe der ABC (Australian Broadcasting Company), gestartet 2013. Darin werfen bekannte australische Comedians einen satirischen Blick auf Werbung und Konsumverhalten.

Wer kein australisches Fernsehen empfangen kann, wird über den The Checkout YouTube Channel bedient.

Die Episoden sind kurz und kurzweilig. Besonders gut fand ich:

Gendered Marketing
Gendered Marketing dient nicht nur unverschämter Geldmacherei, sondern trichtert Kindern zudem ausgediente Rollenmodelle ein… Also: Eltern! Großeltern! Onkel und Tanten! Denkt nach, was ihr euren Kindern kauft!

Superfoods
Nein, Lebensmittel haben keine Zauberkräfte. Auch, wenn selbsternannte pseudo-wissenschaftliche Koryphäen das behaupten…

The Price of Convenience
Wer hat heutzutage noch Zeit, eine halbe Stunde lang zu warten, bis der Reis gar ist? Höchstens der eigene Opi…

 

Sommerzeilen, inspiriert von Sarah Kirsch

Marienkäfer auf dem Rosenblatt.
Seine Punkte zu klein, sie zu zählen.

~

Schwarze Wolkenberge.
Die ersten Tropfen
schlagen auf das gelbe Gras.

~

Wolkenfetzen leuchten violett.
Gleich glänzt der erste Stern.

~

Das silberne Licht
in schwüler Nacht
lässt mich nicht schlafen.


Sarah Kirsch auf Wikipedia