Drei Bücher für den Sommer: „Zwischenspiel“ von Monika Maron, „Der Sommer ohne Männer“ von Siri Hustvedt und „Das gefrorene Herz“ von Almudena Grandes

Urlaubszeit ist Lesezeit. Da schafft auch ein Langsamleser wie ich einiges. Bisher in diesem Sommer drei Romane, einer davon ein dicker Schinken. Aber eins nach dem anderen.

„Zwischenspiel“ von Monika Maron
Ruth will zur Beerdigung von Olga. Olga ist die Mutter von Ruths früherem Lebensgefährten und die Großmutter von Ruths erwachsener Tochter. Eine rückwärts fliegende Wolke führt zu einer Sehstörung und öffnet die Tür zum Zwischenspiel. Den Friedhof verfehlt Ruth, stattdessen findet sie sich in einem unbekannten Park wieder. Dort begegnet sie stückchenweise ihrer Vergangenheit – und einem anhänglichen Hund.

„Zwischenspiel“ beschäftigt sich mit Verantwortung, Schuld, und der Frage, ob es immer eine Wahl zwischen Richtig und Falsch gibt – oder ob man nicht manchmal nur das eine oder das andere Falsche tun kann. Monika Marons heiterer Ton und ihre Ironie unterstreichen die Tragik, die in Lebensläufen liegen kann.

„Der Sommer ohne Männer von Siri Hustvedt
Die New Yorker Lyrikerin Mia erleidet einen Nervenzusammenbruch, als sich die von ihrem Mann eingeforderte Ehe-Pause als seine deutlich jüngere Kollegin entpuppt. Mia beschließt, für den Sommer in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Dort verbringt sie viel Zeit mit ihrer rüstigen Mutter und deren fidelen Freundinnen, gibt einen Lyrik-Sommerkurs für pubertierende Schülerinnen und freundet sich mit ihrer Nachbarin an. Der Sommer ohne Männer gibt Mia Raum, wieder zu sich selbst zu finden.

Mit Witz, Leichtigkeit und intellektuellem Anspruch erzählt Siri Hustvedt Mias Geschichte; manchmal auch mit einem Anflug von Kitsch, der im für mich verzeihbaren Umfang bleibt.

„Das gefrorene Herz“ von Almudena Grandes
Mit 940 Seiten das mit Abstand dickste der drei vorgestellten Bücher. „Das gefrorene Herz“ ist Liebesgeschichte, Familiengeschichte und spanische Geschichte in einem. Álvaro verliebt sich leidenschaftlich in die geheimnisvolle Raquel. Die Familien der beiden sind miteinander verwoben, standen im Lauf der Geschichte jedoch auf unterschiedlichen Seiten, vom spanischen Bürgerkrieg über die Franco-Diktatur bis heute. Als Álvaro erfährt, dass der Wohlstand seiner Familie in einem Verrat seines Vaters an Raquels Familie gründet, gerät seine Welt vollends aus den Fugen.

Almudena Grandes versteht es, die große und die kleinen Geschichten packend zu erzählen. Dabei muss die Leserin aufmerksam bleiben, denn Sprünge zwischen Zeitebenen sind häufig – und bringen Spannung. Die letzten 70 Seiten sind im Gegensatz dazu wenig einfallsreich geschrieben, dies trübt das Gesamterlebnis jedoch kaum.

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