Zur Jahreswende sind Horoskope groß in Mode. Was sagt der Brockhaus über Astrologie?
Astrologie [grch.] die, (Sterndeutung), der Versuch, Wesen und Schicksal der Menschen aus Gestirnstellungen zu deuten und vorherzusagen. Die A. behauptet eine erfassbare geregelte Beziehung zw. Gestirnwelt und ird. Vorgängen, bes. der menschl. Existenz. Dabei wird den 12 Abschnitten des Tierkreises (Tierkreiszeichen) eine besondere Wirkung zugeschrieben. Da rationale Beweise dafür fehlen, wird die A. zu einer Glaubensfrage. In der Gewinnung rechner. Anhaltspunkte hingegen, in der Aufstellung der Konstellation, war die A. mit der Entwicklung der Mathematik und Astronomie verknüpft. – Die Anfänge der A. liegen in Babylonien, Assyrien und Ägypten. Davon zeugen die Keilinschriften aus der Bibliothek Assurbanipals (um 640 v. Chr.) und der noch heute verwendete Tetrabiblos („Werk in vier Büchern“). Bis in die Neuzeit beherrschte die A. in christl. Gewand das gesamte abendländ. Denken, alle Astronomen bis ins 17. Jh. waren auch Astrologen. Mit dem kopernikanischen Weltbild und der Aufklärung (18. Jh.) verlor die A. ihre Grundlage, hielt sich jedoch im Volksglauben (Aberglaube) trotz Kritik bis heute, z.B. als (Zeitungs-)Horoskop.
Gewisse Parallelen gibt es zu einer anderen alten Kunst:
Alchimie (Alchemie, Alchymie) [von arab. al-kīmiyāʾ „Chemie“] die, entstand im 2./3. Jh. im alexandrin. Ägypten und war im MA. bis zum Beginn der Neuzeit die wiss. Beschäftigung mit chem. Stoffen. Die Erneuerung der A. durch Paracelsus leitete im 17. Jh. zur antialchimist., empir. Chemie über; die A. stand seither als „geheime Kunst“ mit ihren Bemühungen, Gold zu machen, den „Stein der Weisen“, das Universallösungsmittel „Alkahest“ und lebensverlängernde Elixiere zu finden, außerhalb der Naturwissenschaften. Die chem. Kenntnisse des Altertums, großenteils durch die Araber überliefert, bildeten ihre Grundlage. Der A. gelang eine Fülle von chem. Entdeckungen (z.B. Alkohol, Porzellan, Phosphor), eine Erweiterung des Arzneischatzes und eine Verfeinerung der chem. Arbeitstechnik, worauf die spätere Chemie aufbauen konnte. Bekannte Alchimisten des MA. waren Albertus Magnus, Geber, Arnaldus von Villanova, Roger Bacon, Basilius Valentinus.
(Aber-)Glaube und strenge Wissenschaft haben sich also gegenseitig befruchtet. Unter dem Stichwort Aberglaube steht im Brockhaus folgendes Zitat von Johann Wolfgang von Goethe:
Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens; deswegen schadet’s dem Dichter nicht, abergläubisch zu sein.
Alles Gute für 2018!