Monatsarchiv: März 2018

Spätwinterzauber im Kufsteinerland

Letzte Woche hatte der Winter das Kufsteinerland noch fest im Griff. Schnee lag dick auf den Waldwegen und Wiesen und kaum taute etwas weg, schneite es bald frisch darüber. Doch der Frühling ist bereit: Krokusse trotzten dem Schnee und an einem sonnigen Nachmittag gab‘s Kaffee und Mehlspeis auf der Terrasse.

Der Aufstieg zum Pendling, dem Kufsteiner Hausberg, brachte mich als nur mittelmäßig begabte Wanderin zur Verzweiflung. Umso größer die Erleichterung, als wir endlich den wunderbaren Blick hinunter nach Kufstein und aufs Kaisergebirge bewundern konnten.

Der Tag vor unserer Heimreise war nebelverhangen und ohne Aussicht, dafür still und stimmungsvoll für einen beschaulichen Abschlussspaziergang zum Kapellenberg in Hinterthiersee.

Brockhaus der Woche (13/2018)

Sehr viele spannende Begriffe beginnen mit „M“. Ich habe mich für einen sehr grundlegenden entschieden: Menschenrechte.

Menschenrechte, Rechte, die jedem Menschen unabhängig von seiner Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur bereits dadurch zustehen, dass er als Mensch geboren ist. Auch andere Merkmale wie Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, polit. oder sonstige weltanschaul. Vorstellungen, nat. oder soziale Herkunft lassen die Gültigkeit der mit der bloßen Existenz als Mensch verbundenen M. unberührt. Zentraler Begriff der M. ist die Menschenwürde als die unbedingte Anerkennung des Einzelnen als eines Trägers gleicher Freiheit, deren Gebrauch unabhängig von anderen Menschen erlaubt sein muss. M. werden insoweit durch staatl. Normierungen nicht geschaffen, sondern können durch diese als etwas Vorhandenes lediglich anerkannt werden.
Auch wenn die Idee der M. das Produkt einer spezifisch neuzeitlichen abendländ. Problemkonstellation war, hat sich doch eine universale Grundlage für die Diskussion der M. als individuelle Rechte etabliert. Das gilt, obwohl ihre Gültigkeit durch religiöse, polit. oder weltanschaul. Totalitarismen in Frage gestellt wird. In den Verfassungstexten formulierte M. werden i.d.R. als Grundrechte bezeichnet.

Auf die völkerrechtl. Ebene konnten die M. erst im 20. Jh. vordringen. Dies erklärt sich aus der Grundstruktur des Völkerrechts als eines Rechts der souveränen Staaten. Der Einzelmensch erhielt durch völkerrechtl. Rechtsnormen weder Rechte noch Pflichten. Nach dem 2. Weltkrieg setzten die Vereinten Nationen (UN) die Stärkung der M.-Idee auf der internat. Ebene mit Nachdruck fort. Ein Markstein ist die Allgemeine Erklärung der M., die am 10.12.1948 verkündet wurde, die allerdings nur empfehlenden Charakter besitzt. Verbindl. Konventionen sind dagegen zwei am 19.12.1966 verabschiedete, später [1976] in Kraft getretene Werke, nämlich der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte […] und der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte […] als Kernstücke des internat. M.-Schutzes. […] Die tatsächl. Lage der M. wird von der UN durch versch. Kommissionen und Beauftragte beobachtet; zu ihrer Verbesserung sind zahlreiche Abkommen geschlossen worden. 1993 wurde das Amt eines Hochkommissars für M. geschaffen. […]

Der gesamte völkerrechtl. M.-Schutz leidet noch immer darunter, dass er in erster Linie innerstaatl. Organen übertragen ist. Die völkerrechtl. Instrumente können nur die Staaten als solche verpflichten. Die Kontrolle über die Erfüllung der völkerrechtl. Pflichten ist wegen des Fehlens eines internat. Exekutivorgans und einer internat. obligator. Gerichtsbarkeit sehr erschwert. Nur auf regionaler Ebene […] sind Ansätze für eine internat. Gerichtskontrolle geschaffen worden. Der Zugang des Einzelnen zu einer solchen internat. Gerichtsbarkeit stößt aber immer noch auf rechtsdogmat. Schwierigkeiten, weil der internat. M.-Schutz die Schwelle der nat. Souveränität noch nicht überwunden hat.

Brockhaus der Woche (12/2018)

Liebe, Lust und Leidenschaft. Drei unterschiedliche Dinge, die so manches Mal verwechselt werden. Was sagt der Brockhaus dazu?

Liebe, starke Zuneigung, intensive Gefühlsbeziehung, v.a. bezogen auf bestimmte Personen, insbesondere die seel. Bindung an den Geschlechtspartner oder die Familienangehörigen, auch die emotionale Zuwendung zu Mitmenschen allgemein oder eine Haltung zur Welt als Ganzes. Gefühlsmäßige Beziehungen zu anderen Lebewesen (bes. Tiere), Sachen (Geld, Bücher), Tätigkeiten (Musizieren, Kochen) oder Ideen (Wahrheit, Freiheit, Heimat, Natur) fallen ebenfalls unter den Begriff Liebe. Ihre besondere Eigenart gewinnt die als L. bezeichnete zwischenmenschl. Beziehung dadurch, dass ihr Wert, über eine Zweck-Mittel-Überlegung hinausgehend, in der Existenz des Anderen (E. Fromm) oder in der L. selbst erfahren werden kann. L. ist so weder dem Subjekt noch seinem Gegenüber allein zuzuordnen, sondern hat ihren Ort in einem zw. den Liebenden entstehenden Vorstellungs- und Erfahrungsraum, der seinerseits durch seine dialog. Anlage (M. Buber) die Existenz der Beteiligten bestimmt oder verändert. […]

Lust, auf Befriedigung eines stark empfundenen Bedürfnisses oder Mangels (bes. sinnl. und triebhafter Art) zielender Antrieb wie auch die mit der Befriedigung verbundene positive Gefühlsqualität (heftiges, zeitlich begrenztes Glücksgefühl, Freude, Genuss). – In der Psychologie und Philosophie sieht der Hedonismus im Streben nach L. den tiefsten Beweggrund für jegliches (auch sittl.) Handeln. Der Gedanke der psych. Motivation nach dem L.-Prinzip spielte in der Psychoanalyse S. Freuds eine Rolle, später auch in den psychoanalytisch orientierten Richtungen des Neomarxismus (v.a. H. Marcuse).

Leidenschaft, starker Antrieb, übermäßiges Begehren, das das Fühlen und Handeln eines Menschen unabhängig von vernünftiger Einsicht bestimmt.

Brockhaus der Woche (11/2018)

Die Reaktionen auf Kultur können sehr unterschiedlich ausfallen.

Kulturflüchter, Pflanzen- und Tierarten, die nur außerhalb des menschl. Kulturbereichs gedeihen und daher mit dessen Ausbreitung verschwinden; z.B. Elch, Biber, Kranich, Schwarzstorch.

Kulturfolger (synanthrope Arten), Pflanzen- und Tierarten, die aufgrund der günstigeren Lebensbedingungen den menschl. Kulturbereich als Lebensraum bevorzugen. Auch ihre Verbreitung verdanken sie weitgehend dem Menschen; z.B. Ruderal-(Schutt-)pflanzen, Sperling, Amsel und Ratte.

Kulturschock, Bez. für die vom Individuum erfahrene und von ihm zu verarbeitende Konfrontation mit dem Normen- und Wertesystem und den Verhaltensmustern einer fremden Kultur.

Bücherkurzkritik: Blaupause, Ellbogen und Alles ist jetzt

Den drei Romanen ist gemeinsam: Sie erzählen die Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach sich selbst und ihrem Platz in der Gesellschaft. Die Settings sind durchaus verschieden.

Theresia Enzensberger berichtet in „Blaupause“ von Luise Schilling, die 1921 als eine von wenigen Frauen am Weimarer Bauhaus zu studieren beginnt. Schnell merkt Luise, dass auch im modernen Bauhaus Frauen nicht wirklich gleichberechtigt sind.

Hazal, die Protagonistin in Fatma Aydemirs „Ellbogen“ lebt im Berlin der Gegenwart und ist als Tochter eingewanderter Türken zwischen den Kulturen hin- und hergerissen. Streit mit den Eltern, Gelegenheitsjobs und Kleinkriminalität bestimmen ihren Alltag. Als Hazal eine schwerwiegende Straftat begeht, flieht sie nach Istanbul.

„Alles ist jetzt“, auch das, was längst vergangen ist. So empfindet Ingrid, die Hauptfigur in Julia Wolfs Debutroman häufig. Ingrid flieht nach dem Abitur aus dem zerrütteten Kleinbürgertum ihrer Eltern und gerät auf einen bestürzenden Weg, der von Drogen und der Rotlichtszene der großen Stadt geprägt ist.

Die Umsetzung der Romane ist unterschiedlich gut gelungen.

Luise bleibt mir leider sehr fern, Enzensbergers Sprache ist zu hölzern. Show, don’t tell!, wollte ich der Autorin beim Lesen häufig zurufen.

Hazal kommt mir schon näher und ich kann mit ihr mitfühlen, auch wenn die drastische Jugendsprache an einigen Stellen etwas gesucht und unnatürlich wirkt.

Julia Wolf schafft es von Beginn an, mich in Ingrids Schicksal hineinzuziehen. Kurze, abgehackte, oft auch unvollständige Sätze lassen mich mit Ingrid empfinden. Ihre Hoffnung und Enttäuschung, ihre Verletzlichkeit und Abgestumpftheit, ihr Schmerz und ihr Grauen werden zu meinem. „Alles ist jetzt“ ist nichts für zarte Gemüter. Durch seine Intensität wird es von den drei Büchern bei mir am längsten nachhallen.

Brockhaus der Woche (10/2018)

Achtung, folgender Brockhaus-Eintrag könnte Teile der Bevölkerung verunsichern!

Jagdspinnen (Eusparassidae), Familie großer Spinnen, die ihre Beute ohne Netz im Lauf oder Sprung ergreifen.

Ach du lieber Himmel! GROSSE Spinnen! Die auf mich springen und mich ergreifen! Die mich aussaugen! Und dabei laut schmatzen!

Einzige Art in Mitteleuropa ist die 8-15 mm große Grüne Huschspinne (Micromata virescens).

Eine einzige Art in Mitteleuropa? 8 – 15 Millimeter? Das ist höchstens so groß wie mein Daumennagel. Puh… Einmal durchatmen. Es besteht Hoffnung auf Überleben.

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