Monatsarchiv: Juli 2018

Deutschunterricht

Manchmal geht ein Samenkorn erst Jahre später auf, nachdem es still unter der Erde ausgeharrt hat. Und wenn die Pflanze ihre Blüten entfaltet, erinnerst du dich lächelnd an den Moment des Säens.

Brockhaus der Woche (30/2018)

Heute ist Donnerstag. Was sagt der Brockhaus dazu?

Donnerstag, der 4. Tag der Woche; in der Antike Zeus oder Jupiter geweiht; ben. nach dem german. Gott Donar.

Donar [ahd. Form von Donner] (altsächs. Thunar, altnord. Thor, Thorr), neben Wodan (Odin) der bedeutendste german. Gott, aus dem Geschlecht der Asen. D. war der Herr des Donners; im Blitz sah das Volk den zur Erde geschleuderten Hammer. Durch körperl. Kraft ausgezeichnet, fiel ihm die Aufgabe zu, die Welt der Götter und der Menschen gegen Riesen und Ungeheuer zu verteidigen. D. weihte die Ehen und bewirkte durch seinen Hammer Fruchtbarkeit. Ihm war die Eiche heilig und der Donnerstag (Donarstag) geweiht.

Flugvorführung

Die rote Lederkappe auf
Die Fliegerbrille auch
Die Knie zittern
Das Herz pocht laut
Zuwinken, einsteigen
Verhaltener Applaus

Motor starten, langsam rollen
Schneller werden, rollen, rollen
Abheben
Höher steigen, Kreise ziehen

Looping eins, zwei, drei
Lachen, jubeln, jauchzen
Looping vier, fünf, sechs
Lachen, jubeln, jauchzen

Tiefer gehen, landen
So sanft es eben geht
Stehen bleiben, Motor aus

Austeigen, verbeugen
Donnernder Applaus
Die rote Lederkappe ab
Die Fliegerbrille auch
Die Knie zittern wieder
doch ihr Herz schlägt frei

Brockhaus der Woche (29/2018)

Leider werde ich das Gefühl nicht los, wir hätten sie vor nicht allzu langer Zeit noch überzeugter und konsequenter verfolgt: die Chancengleichheit.

Chancengleichheit [ʹʃã:sǝn-], gesellschafts- und kulturpolit. Forderung, die neben der Gleichstellung vor dem Gesetz für alle Mitgl. der Gesellschaft gleiche Bildungs- und Lebensmöglichkeiten umfasst. Gradmesser für den Stand der C. sind u.a. die allgemeine Wirksamkeit der Bürgerrechte (z.B. die Realisierung der Gleichberechtigung von Mann und Frau), die Arbeits- und Wohnbedingungen und der Zugang zu den Bildungseinrichtungen. Der Abbau von Bildungsprivilegien wird bes. durch bildungspolit. und schulreformer. Maßnahmen angestrebt (u.a. durch Ausbau der Vorschule, Einrichtung von Ganztagesschulen und Gesamtschulen, Abbau von Bildungsbarrieren, Begabtenförderung). Im Gedanken der C. vereinigen sich freiheitl. und soziale Denkansätze. Vom liberalen Ansatz her gilt C. als gegeben, wenn gesetzlich die Wege zur Selbstverwirklichung des Einzelnen geebnet und die Gesellschaft notfalls materielle Hilfe bereit stellt, um wirtschaftlich Schwache zu fördern. Die tatsächl. Wahrnehmung der Startchancen hängt dann v.a. von der Initiative des Einzelnen ab. Sozialist. Denkmodelle fassen C. auf als Brechung von Standesprivilegien herrschender Klassen auf dem Wege revolutionärer Umformung der bestehenden Gesellschaft. Die Weiterentwicklung des Verfassungsstaates unter dem Einfluss sozialdemokrat., sozialliberaler und sozialkonservativer Denkansätze zum sozialen Rechtsstaat im 20. Jh. führte im Sinne der C. zu einer im Einzelnen unterschiedl. Verschränkung von individueller Freiheit und Gleichheit der Startchancen aller.

Stattdessen greift ein anderes Phänomen immer mehr um sich: der Cäsarenwahn

Cäsarenwahn, krankhafte Übersteigerung des Machttriebs bei Herrschern und Diktatoren, die sich in Unberechenbarkeit, Grausamkeit und Größenwahn äußert. Der Begriff bezog sich ursprünglich auf die Herrschaft von Mitgl. des julisch-claud. Kaiserhauses (den Cäsaren).

Brockhaus der Woche (28/2018)

Vielleicht wäre die Welt eine andere, wenn es heutzutage mehr Anhänger von Baumkulten gäbe…

Baumkult, Verehrung von Bäumen, Baumgruppen oder heiligen Hainen, die sich bei vielen Völkern (z.B. auch Ägyptern, Germanen, Griechen, Indern und Slawen) findet; sie gilt den Bäumen selbst (Baum des Lebens, Weltenbaum) und den in ihnen vermuteten Gottheiten.

Eines Morgens

Er war schon immer stark behaart gewesen. Mit 13 wuchs der erste zarte Flaum auf der Oberlippe, keine sechs Monate später sprossen schwarze Haare auf dem Kinn und den Wangen. Seine dunklen Locken wurden noch üppiger. Die Schulmädchen kicherten und flüsterten hinter vorgehaltener Hand, wenn er das Klassenzimmer betrat. Bald wuchs auch sein Schamhaar kräftig, sein Brusthaar wurde voll und weich, das auf Armen und Beinen etwas fester.

Manche Mädchen und später Frauen mochten das nicht, andere hingegen fanden ihn gerade deshalb attraktiv. Er rasierte sich täglich im Gesicht, kürzte einmal pro Woche die Haare in den Ohren und der Nase und lebte ein gutes Leben.

Doch eines Morgens, kurz nach seinem 33. Geburtstag, erschrak er beim Blick in den Badezimmerspiegel. Haare. Er sah nur Haare. Dicke braune Haare; und ein weit aufgerissenes Paar Augen, das ihn aus dem Spiegel heraus anstarrte. Weiterlesen

Brockhaus der Woche (27/2018)

Weil manche Zeitgenossen sich aufführen wie der erste Mensch, kommen wir bei vielen Themen kaum voran, sondern stehen still oder drehen uns im Kreis und müssen gefühlt immer wieder ganz von vorne anfangen… Was sagt der Brockhaus dazu?

Adam [hebr. „Mensch“] und Eva [hebr. „Leben“], nach der Bibel (1. Mos. 1-4) das erste Menschenpaar und Stammeltern aller Menschen. Urspr. im Paradies, aßen sie vom Baum der Erkenntnis und wurden vertrieben. Bei Paulus (Röm. 5,14; 1. Kor. 15,45) tritt der erste Mensch als Urheber der Sünde und des Todes in Ggs. zu Christus, dem zweiten A., dem Urheber des Lebens, auf. Im Schrifttum des MA. ist die Geschichte von A. und Eva oft behandelt worden, z.B. in Mysterienspielen. Die bildende Kunst stellte bes. die Erschaffung, den Sündenfall und die Vertreibung dar (Hildesheimer Bronzetür, Adamspforte des Bamberger Doms, Fresken von Masaccio und Michelangelo, Stich von Dürer u.a.).

Adam und Eva - Albrecht Dürer, 1507

Adam und Eva – Albrecht Dürer, 1507

Romantik – Ein Dialog

Während der Vorspeise

Sie:        Jetzt ist es gleich soweit. Bärchen, schau, gleich ist es soweit.

Er:         Hm.

Sie:        Da, jetzt! Schau nur, jetzt berührt sie das Wasser. Ach. Diese Farben! So tolle Farben! Was für ein Glück wir haben, gleich am ersten Abend. Und wie schnell sie wandert, die Sonne…

Er:         Genau genommen bewegt sich ja die Erde und nicht die Sonne.

Sie:        Wie? Ach, das weiß ich doch, Bärchen. Schau nur, die Farben und das Wasser ganz glatt. Ist das nicht romantisch?

Er:         …

Sie:        Ist das nicht romantisch?

Er:         Ja.

Sie:        Bärchen, weißt du, was jetzt das Richtige wäre? Eine Flasche Champagner!

Er:         Also, mir würde auch ein Glas Wein reichen. Oder Bier.

Sie:        Es ist doch so romantisch! Bitte, Bärchen! So ein herrlicher Sonnenuntergang, der muss gefeiert werden. Der Sonnenuntergang und unser erster gemeinsamer Urlaub. Bitte bestell uns Champagner!

Er:         Na gut…

Sie:        Du bist der Beste! Mein Bärchen bist du, mein bestes Bärchen!

Nach dem Hauptgang

Sie:        Ich habe eine Überraschung, Bärchen. Ich habe uns morgen zum Partner-Yoga angemeldet. Gleich nach dem Frühstück geht’s los.

Er:         Was? Ich wollte eigentlich zum Kite-Surfing…

Sie:        Ach, Kite-Surfen kannst du doch immer noch. Das Partner-Yoga ist nur einmal die Woche, da ist morgen unsere einzige Chance! Bitte, komm mit mir zum Partner-Yoga!

Er:         Na gut…

Sie:        Du bist der Beste! Mein Bärchen bist du, mein bestes Bärchen!

 

Nach dem Dessert geht sie zur Toilette. Sie schreibt eine Textnachricht an ihre beste Freundin:

Spitzenhotel, klasse Strand, 1a Restaurant. Bernd verwöhnt mich mit Champagner. Alles so romantisch! Bin im siebten Himmel. Und morgen vielleicht schon verlobt? Küsschen, Silvia.

Er schreibt eine Textnachricht an seinen besten Kumpel:

Du hattest recht mit Silvia. Hätte nie in diesen Urlaub fahren dürfen. Muss sehen, wie ich hier rauskomme. Mehr, wenn ich zurück bin. Ciao, Bernd.