Monatsarchiv: Juni 2018

Brockhaus der Woche (26/2018)

Halbzeit im Jahreslauf! In sechs Monaten ist Weihnachten schon wieder vorbei und Silvester steht vor der Tür. Ist das erste Halbjahr an euch vorbeigeflogen? Wie viele Situationen gab es, in denen die Zeit gar nicht vergehen wollte, vielleicht im Wartezimmer bei der Ärztin oder mit knurrendem Magen im Restaurant? Was sagt der Brockhaus dazu?

Zeiterleben (Zeitbewusstsein), das subjektive Erfassen objektiver Zeitverläufe, als Wahrnehmung der Dauer, der zeitl. Folge und von Zeitintervallen. Der als unmittelbar gegenwärtig empfundene Zeitraum heißt Präsenzzeit. Er kann bis zu sechs Sekunden betragen. Das eben noch unterscheidbare Zeitintervall beträgt im Seh- und Tastbereich etwa 0,02, im Hörbereich etwa 0,002 Sekunden. Die Zeitwahrnehmung des Menschen bildet aber nicht einfach die physikal. Zeit ab. Eine Zeitspanne kann in einer starken Zeitdehnung oder einer Zeitraffung erfahren werden, was in großem Maße von der Ereignisfülle und von psycholog. Faktoren (wie Monotonieerleben, Aufmerksamkeit, Erwartung) abhängig ist. Außerordentl. Änderungen des Z. treten bei Übermüdung, im Schlaf, Traum, in Rauschzuständen und bei psych. Krankheiten auf. Die Fähigkeit, genau zu vorgenommener Zeit aufzuwachen (innere Uhr, Zeitsinn), beruht vermutlich auf einer unbewussten Orientierung am period. Ablauf der Stoffwechselvorgänge (Tagesrhythmik).

Brockhaus der Woche (25/2018)

Seit fast einem Jahr gehe ich wieder regelmäßig zum Yoga. Und heute ein echter Höhepunkt: 108 Sonnengrüße am Stück gemeistert! Der letzte Satz aus dem Brockhaus-Eintrag trifft für mein Yoga sicherlich zu.

Yoga [Sanskrit] der oder das (Joga), fest in der ind. Kultur verwurzelte, eng mit dem Samkhya verbundene Lehre (und darauf beruhende Methode) der Vervollkommnung des Menschen. Y. wird bereits in den Veden erwähnt und von Patanjali im „Yogasutra“ vermutlich im 2. Jh. v. Chr. schriftlich als Regelwerk und philosophisch-religiöses System fixiert. Danach besteht das Ziel des Y. in der Selbstvervollkommnung im Sinne eines Sichloslösens von der eigenen Persönlichkeit, die durch eine Harmonisierung von Leib, Seele und Geist erreicht werden soll. Auf dem Wege dorthin hat der Yogi oder Yogin versch. Stufen des Y. zu durchlaufen: die Zügelung körperl. Begierden, die Beachtung von Reinheitsvorschriften, das Erlernen von bestimmten Körperhaltungen, die Beherrschung des Atems, Verinnerlichung, Konzentration, Meditation, Versenkung. – Im Verlauf der Geschichte entstanden unterschiedl. Y.-Schulen, die einzelne Bereiche der Stufenfolge hervorheben. – In Europa bekannt geworden, hat sich Y. mit typisch europ. Denkformen vermischt. Daraus entwickelte sich eine Vielfalt von Systemen, Methoden und Ansichten, die sich z.T. weit vom ursprüngl. Y. entfernt haben.

Brockhaus der Woche (24/2018)

Gerade mal fünf Seiten nehmen die Begriffe mit „X“ in meinem Brockhaus ein. Der Buchstabe selbst wird mit drei Bedeutungen geführt.

x, X, 1) Konsonant (Laut); der 24. Buchstabe des dt. Alphabets, geht zurück auf das Zusatzzeichen X der altgrch. Schrift; hat meist den Lautwert [ks] behalten. Im Spanischen bezeichnet es den Laut [x], im Portugiesischen den Laut [ʃ]; im Französischen dient es zur Bezeichnung der Laute [ks], [gz], [s] und [z] und ist am Wortende meist stumm.
2) Mathematik: x, Formelzeichen für eine bei der grafischen Darstellung auf der Abzissenachse (x -Achse) abgetragene Variable bzw. kartes. Koordinate oder für eine unbekannte, zu bestimmende Größe.
3) röm. Zahlzeichen: X für 10.

Einsteigermodell

In den großen, prächtigen Konzertsälen der Welt wird man mich wohl nie hören. Eher in Jugendzimmern, an Lagerfeuern oder vielleicht der Aula einer Schule. Ein solides Einsteigermodell bin ich, sagt der Verkäufer, wenn er mit suchenden Kunden vor der Wand steht, an der ich aufgehängt bin. Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, gefälliger Klang, leicht zu stimmen, unempfindlich, verzeiht auch mal, wenn die Griffe noch nicht perfekt sitzen.

Mein Körper ist wohlgeformt, aus weichem Holz, aber stabil; ich halte einiges aus. Meine sechs Saiten sind straff gespannt. Sie sind robust und gleichzeitig zart. Solche, die zu grob oder zu schüchtern sind, werden schnell ihr Interesse an mir verlieren. Doch diejenigen, die meine Saiten richtig zum Klingen bringen, werden lange große Freude an mir haben.

Brockhaus der Woche (23/2018)

Bei manchen Zeitgenossen verschwimmen sie zu einem und sind doch zwei unterschiedliche Dinge: Wahn und Wirklichkeit

Wahn (Wahnidee, Wahngedanke), inhaltl. Störung der Denktätigkeit; bei sonst intaktem Denken und Bewusstsein bildet sich eine falsche Vorstellung oder Überzeugung heraus, die trotz log. Einwände nicht unterdrückt werden kann, subjektiv nicht als krankhaft anerkannt wird und somit auch nicht korrigierbar ist; z.B. Beziehungs-, Eifersuchts-, Verfolgungs-, oder Größen-W.; tritt v.a. bei Schizophrenie, Psychose oder Paranoia auf.

Wirklichkeit, Philosophie: Der Inbegriff des wahrhaft Seienden und Wirkenden; die Realität. Bei I. Kant gehört W. als eine Kategorie der Modalität (neben Möglichkeit und Notwendigkeit) zu den Grundlagen des empir. Denkens. Der Idealismus begreift die W. als immaterielles geistiges Sein, der Materialismus als materielle Dingwelt, der Empirismus als die Summe des empirisch Gegebenen (Erfahrung, Empfindungen, Sinnesdaten).