Vor kurzem hat sich die famose Gelegenheit ergeben, ein paar Tage in der Hauptstadt zu verbringen. Unter anderem habe ich das Museum der Gegenwart im ehemaligen Hamburger Bahnhof besucht. Das Gebäude selbst ist schon sehenswert, vor allem die elegante Historische Halle.
Mitte des 19. Jahrhunderts als Kopfbahnhof für die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin eröffnet, wurde es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ein Museum für Verkehr und Technik umgebaut und beherbergt seit 1996 das Museum der Gegenwart der Nationalgalerie. Neben den Sammlungen mit Klassikern wie Beuys, Warhol und Lichtenstein gibt es auf rund 10.000 qm wechselnde Ausstellungen.
Am meisten beeindruckt hat mich die Sonderausstellung „Kinderkreuzzug“ von Martin Honert. Der 1953 im Ruhrgebiet geborene Honert setzt in seinen szenischen Objekten Erinnerungen aus der eigenen Biographie um. Die Werke sind nicht nur aufwändig gefertigt und ästhetisch ansprechend, sondern auch wirklich spannend und interessant. Ich habe mir viel Zeit genommen, um sie in der Historischen Halle lustwandelnd zu erkunden.
Ebenso sehenswert: die Jubiläumsausstellung „Sehr gut / Very good“ mit Arbeiten von Martin Kippenberger. Die Bandbreite reicht von Fotografien und Gemälden über skulpturale Objekte bis zu vielteiligen Installationen. Kippenberger wäre dieses Jahr 60 geworden, wäre er nicht nach einem „exzessiven Leben“ (Zitat Info-Heft des Museums) bereits 1997 verstorben. Kippenberger war nicht nur bildender Künstler, sondern auch Schauspieler, Schriftsteller, Musiker, Tänzer und vieles mehr, kurz ein „Exhibitionist“. Hier einige Impressionen.
Ehrlich gesagt wusste ich manchmal nicht genau, ob Dinge zur Kunst gehören oder zum Equipment des Museums… Bei den Werken von Joseph Beuys ging’s mir ähnlich. Das kommt davon, wenn man Laien ins Museum lässt! 😉
Witzig und bemerkenswert fand ich die Zeichnungen von George Widener. Widener, 1962 in Kentucky geboren, hat eine ausgeprägte Vorliebe für Zahlen, Kalender, Daten und mathematische Berechnungen. In seinen komplexen Bildern spinnt er Muster und Zusammenhänge zwischen historischen Ereignissen, Statistiken und subjektiven Wahrnehmungen. Abgefahren…
Das Bild, in dem Widener belegt, dass sich so gut wie alle Flugzeugabstürze an einem Sonntag ereignen, habe ich absichtlich nicht fotografiert. Mein Rückflug aus Berlin ging nämlich sonntagnachmittags. Puh, zum Glück ist es nochmal gutgegangen…
Wer mehr wissen will: Hamburger Bahnhof – Museum der Gegenwart – Berlin
Und wer nach dem Museumsbesuch lecker Essen und Trinken will, sollte das Café / Restaurant von Sarah Wiener im Hamburger Bahnhof aufsuchen!